Supervision
- Was ist analytische Supervision? - Anlass zur Supervision - Supervisionsverlauf - Schweigepflicht - Vorgespräche und Problemanalyse - Dauer - Kosten
Was ist analytische Supervision?
Supervision und Coaching sind Begriffe, die in den letzten Jahren eine fast schon inflationäre Verwendung gefunden haben. Die Begriffe allein geben keine Auskunft über das Behandlungs- und Beratungsmodell, das der jeweilige Anbieter nutzt. Häufig sind es allein in ihren jeweiligen berufsspezifischen Feldern erfahrene Menschen, die auf diese Weise ihre Kompetenz beratend zur Verfügung stellen.
Psychoanalytische Supervision gibt es, seitdem es psychoanalytische Behandlungen gibt, das heißt, seitdem Psychoanalytiker nach einem definierten theoretischen Modell zu Therapeuten ausgebildet werden. Die begleitende Supervision, hier Kontrollanalyse genannt, ist ein zentraler Baustein psychoanalytischen Handelns in Therapie und Forschung. Damit kann die Psychoanalytische Supervision auf eine knapp hundertjährige Tradition zurückblicken.
Psychoanalytische Supervision im nichtklinischen Bereich nutzt dieses Modell und ist hilfreich für Menschen in Führungspositionen, Anwälten, Richtern, Ärzten, Psychotherapeuten, Lehrern, bei Mitarbeitern im Sozialwesen und kirchlichen Institutionen, im Grunde genommen in all den beruflichen Feldern, in denen wesentlich mit der Persönlichkeit und deren Beziehungen im Unternehmen, in der Klinik, in der Schule oder ähnlichen Institutionen gearbeitet wird. In all diesen beruflichen Feldern liegen wesentliche Potentiale, die unverstanden zu Konflikten und Arbeitsstörungen führen können, im unbewussten Bereich der Beziehungen und Phantasien der Mitarbeiter untereinander, dem Arbeitsauftrag oder der Institution gegenüber.
Unsere Wahrnehmungen von uns selbst, von den Menschen unserer Umgebung, in unseren Interaktionen und Entscheidungen sind von unbewussten Prozessen determiniert, die wir nicht unmittelbar beobachten und steuern können, die sich aber häufig in Konflikten und Spannungen, aber auch in besonderen Sympathien und Vertrauen ausdrücken.
In der Psychoanalytischen Supervision steht der Einzelne in seiner bewussten und unbewussten Interaktion innerhalb der Hierarchie seiner Institution, zur Gruppe seiner Mitarbeiter im Zentrum der Reflexion.
Analytische Supervision hilft, diese Interaktionen in persönlichen und beruflichen Umfeld wahrzunehmen, sie zu verstehen und somit den Handlungsspielraum und die Kompetenz zu erweitern, oder im Sinne des Selbstschutzes Grenzen setzen zu lernen. Eigene, in der Kernpersönlichkeit verborgene Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmuster können aufgedeckt werden und somit einer förderlichen Veränderung zugeführt werden.
Eine herausragende fachliche Kompetenz wird in Führungspositionen vorausgesetzt, der größere Teil der Entscheidungsprozesse wird durch den Faktor Mensch bestimmt, nicht allein durch die fachliche Kompetenz. Die Effektivität der Arbeit im industriellen, Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich ist durch die technischen Entwicklungen und die Entwicklungen der Kommunikationsmöglichkeiten kaum noch zu verbessern. Es sind deswegen die "Social Goods", mit denen noch ein großes Maß an Verbesserung in der Arbeitswelt ermöglicht werden kann, nicht zuletzt auch mit dem Ziel der Verbesserung der Arbeitszufriedenheit. Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement lassen sich durch die Erhöhung der sozialen Kompetenz verstärken.
Auch hierbei kann die Psychoanalytische Supervision helfen.
Was kann Anlass sein, eine Supervision zu beginnen?
Ähnlich wie bei den psychoanalytischen Behandlungsformen, die sowohl als Einzelbehandlung oder auch als Gruppenbehandlung angewandt werden können, gibt es die Psychoanalytische Supervision als Einzelsupervision oder aber als Supervision einer ganzen Gruppe.
a) Gruppensupervision Menschen aus vergleichbaren Berufen, die in unterschiedlichen Institutionen oder Firmen arbeiten, kommen zusammen, um in einer festen, kontinuierlich arbeitenden Gruppe die Interaktionen in ihren Institutionen und mit ihren Mitarbeitern zu reflektieren. Eine Sonderform dieser Gruppensupervision sind die ärztlichen Balintgruppen, in denen die Interaktion zwischen Arzt und Patient reflektiert wird, mit dem Ziel der Verbesserung der Diagnose und der Behandlungsindikation.
Eine andere Möglichkeit ist, dass gesamte Abteilungen, wie z.B. die Mitarbeiter einer Beratungsstelle, einer Station in einer Klinik, wie zum Beispiel eine Intensivstation oder eine psychiatrische Station, mit allen ihren Mitarbeitern um eine Supervision nachsuchen, die entweder die Reflektion der internen Dynamik der Station, die sehr stark von der jeweiligen Aufgabenstellung der Abteilung mitbestimmt wird, zum Ziel hat, oder aber die Reflexion der Psychodynamik der Station eine fallbezogene Supervision ermöglicht, mit dem Ziel einer verbesserten Indikation, Diagnosestellung und Reflektion des Behandlungsverlaufes einzelner Patienten innerhalb ihrer ihres stationären Aufenthaltes.
b) Einzelsupervision
Einzelsupervision kann sinnvoll sein, um über die eigene fachliche Kompetenz auch die eigene Beziehungskompetenzen zu erweitern und zu entwickeln, zum Beispiel als Unterstützung
- bei fachlicher Begleitung bei differenzierten professionellen Prozessen, wie z. B. psychotherapeutischen Behandlungen,
- krisenhafte Entwicklungen im beruflichen Umfeld, wie z.B. Mobbing,
- Generationenwechsel innerhalb des Unternehmens,
- Zusammenführung mehrerer Unternehmensteile mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen,
- Interkulturellen Problemen in Betrieb oder dem Engagement des Unternehmens im Ausland,
- Hilfe bei der Integration und Umsetzung von Fort- und Weiterbildungsprozessen in den beruflichen und sozialen Alltag,
- Unterstützung beim Wechsel einer verantwortlichen Positionen, auch aus der Arbeitslosigkeit heraus.
Supervisionsverlauf
Am Anfang steht ähnlich wie in der analytischen Psychotherapie ein Beratungsvertrag, in dem die Ziele, Ort und Zeit, Frequenz und Dauer sowie das Honorar besprochen werden.
Eine klare Abgrenzung zwischen Supervision und Therapie muss getroffen werden.
Schweigepflicht
Ähnlich wie in der psychoanalytischen Behandlung gibt es in der Supervision sowohl in der Einzel- als auch der Gruppensupervision eine Schweigepflicht über sämtliche Inhalte der Gespräche, die streng vertraulich behandelt werden.
Vorgespräche
In der Regel werden einige Vorgespräche vereinbart, nach deren Ablauf eine feste Supervisionsvereinbarung getroffen wird.
Dauer
Eine Supervision kann eingesetzt werden als Krisenintervention, aber auch als eine Begleitung im beruflichen Alltag.
Kosten
Das Honorar der Supervision sollte am Anfang vereinbart werden, es gibt ein großes Spektrum, wobei als Untergrenze der Stundensatz für eine Krankenkassenbehandlung anzusehen ist.
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